Geburtsberichte

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Wie individuell jede Geburt erlebt wird, zeigen die Berichte von Müttern, Vätern und Großeltern. Für jede Frau brachte das warme Wasser unter der Geburt eine Erleichterung. Dennoch wurde die heilende Kraft des Wassers sehr unterschiedlich genutzt. So berichtet die eine Frau von der Heilung ihrer Krampfadern, während die andere die Elastizität ihrer sportlich trainierten Muskulatur erhalten will. Für S. steht die Geborgenheit in der Familie im Mittelpunkt, für M. vor allem die Schmerzlinderung in der Übergangsphase. Wieder andere wollen ihre Babys besonders sanft gebären. Alle diese Erwartungen kann das Wasser unter einer Geburt erfüllen.

Auswahl:


Jessicas schmerzarme Geburt

Jessica ist unser erstes Kind. Wir hatten uns gut vorbereitet auf eine Geburt, denn wir besuchten gleich mehrere Geburtsvorbereitungs-Kurse. Im ersten sprach die Hebamme von Saugglocke und Kaiserschnitt, von Schmerzmitteln und Dammschnitten, von Gymnastikball und Gebärbett. Das alles machte uns Angst. Wir zweifelten daran, daß die Geburt als ein natürlicher Vorgang betrachtet wurde. Also suchten wir nach einer anderen Hebamme, und wenn wir noch so weit fahren müßten! Da fanden wir auch eine, die begeistert von Wassergeburten sprach und von Selbstbestimmtheit. Sie erzählte aus ihrer Hausgeburtspraxis und wir fühlten uns endlich gut aufgehoben. Wir nahmen alle Informationsangebote wie Filme, Bücher, Frauengruppen und persönliche Beratungstermine bei ihr in Anspruch. Der Geburtstermin war schon bedenklich nahe gerückt und wir wollten uns doch noch für eine Wassergeburt ausrüsten! Wir hatten viel Zeit mit der Hebammensuche vertan!

Am Samstag früh sprang dann die Fruchtblase, aber Wehen waren keine zu spüren. Die Hebamme kam und untersuchte mich. Ich war entsetzt, sie wollte bei einem so unreifen Befund den weiten Weg wieder zurückfahren und erst kommen, wenn Wehen eintreten würden. Da griff ich zur Selbsthilfe. Während mein Mann und die Hebamme noch berieten, schloß ich mich ins Bad ein und machte Kundalini-Yoga. Es half! Eine Stunde später hatte ich kräftige, regelmäßige Wehen. Sie wurden immer heftiger. Ich probierte Gymnastikball und Rückenmassage, Umherlaufen und Geburtstee, die Wehen wurden immer schmerzhafter. Da stieg ich wieder in die Badewanne und entspannte mich bei Meditationsmusik. Das Grün der Zimmerpalmen in unserem Bad verbreitete lösendes Licht um mich herum. Der Wehenschmerz war wieder auszuhalten, ich konnte wieder mit meinem Atemrhythmus mithalten. Endlich hatte ich das Gefühl, pressen zu müssen. Das Wasser erschien mir plötzlich unangenehm warm. Ich stieg aus der Wanne und "wehte" hinüber ins Wohnzimmer. Dort erwartete mich die "Blaue Lagune", unser Planschbecken mit angenehm kühlem Wasser. Die Wehen auf dem Wege dorthin waren unerträglich schmerzhaft. Ich flüchtete mich in das entkrampfende blaue Wasser. Schlagartig ließ der Schmerz nach. Im Knien tastete ich nach dem Kopf meines Babys. Mit der nächsten Wehe wurde er geboren. Ich streichelte seine spärlichen Haare, da drehte es sich herum und schaute mich aus dem Wasser heraus aufmerksam an. Da kam auch schon die nächste Wehe und ließ unser Baby herausgleiten. Ich hob es sofort aus dem Wasser heraus an meine Brust. Mein Mann kam ins Planschbecken und umarmte uns beide. Das Baby schaute ihn genau an. Da erschien es uns, als ob unser Kind frieren würde. Wir legten es ins warme Wasser zurück und wiegten es ein wenig. Dabei wurde es ganz ruhig und aufmerksam. Nachdem es sich eine Weile erholt hatte, drehte es von selbst seinen kleinen Körper im Wasser und mein Mann ließ es tauchen. Auch das gefiel ihm gut. Ich hatte noch einmal eine Wehe, und die Placenta kam heraus. Jetzt nabelten wir unser Baby ab. Nun konnte es sich schon weiter wegbewegen von mir. Munter drehte es sich im Wasser und paddelte mit Händen und Füßen. Nach einer Weile schien es Hunger zu haben, denn sein kleiner Mund suchte etwas. Wir legten es an die Brust und machten ihm immer wieder Mut, das Saugen zu erlernen. Endlich saugte es kräftig. Erst, nachdem es von beiden Brüsten richtig getrunken hatte, stiegen wir aus dem Wasser heraus. Im Bett wärmte uns beide ein weiches, kuscheliges Schaffell. Unsere Tochter schlief selig am Busen nuckelnd neben mir ein. Die Geburt hatte fünf Stunden gedauert, mir aber verging die Zeit wie im Fluge. Ich kann mir nicht vorstellen, den Wehenschmerz ohne Wasser ertragen zu können. Die Wassergeburt war meine Alternative, wir haben richtig gewählt.

Erlebnis Wassergeburt, vgs-Verlag


Steffens harmonische Familiengeburt

Nachdem ich zwei Hausgeburten als sehr harmonisch erlebt hatte, erschien mir die Wassergeburt einfach verlockend. Ich rechnete mit einer kurzen, aber schmerzhaften Geburt, wie ich es bisher kannte. Doch diesmal war alles ganz anders!

Die Fruchtblase sprang und wir warteten auf Wehen. Ich putzte, wanderte und stieg Treppen auf und ab. Mit homöopathischen Mitteln kamen endlich Wehen in Gang. Zögerlich alle 10 Minuten. Doch schon eine Stunde später werden sie heftig. Ich zittere auf jedem Wehen-Höhepunkt. Das Tempo ist mir zu rasant! Da versuche ich es mit dem Wasser. Ich steige in unser Planschbecken und stütze mich in der Wehe auf eine darüber hängende Schaukel. Welch eine Wohltat! Das Zittern ist schlagartig verschwunden. Die Wehen lassen mir wieder Pausen, in denen ich entspannen kann. Dazu höre ich meine Lieblingsmusik, den zweiten Satz von Chopins e-moll Konzert, immer wieder, immer wieder!

Gelegentlich muß ich aus dem Wasser steigen, um auf die Toilette zu gehen oder meine Haut einzuölen. Doch draußen sind die Wehen so schmerzhaft, daß ich schnell wieder ins Wasser zurücksteige. Inzwischen spüre ich starken Druck nach unten. Doch anders als bei den ersten Geburten, erscheint er mir nicht übermächtig. Ich habe das Gefühl, ihn kanalisieren zu können. Zweifellos eine Wirkung des Wassers! Plötzlich wird mir heiß, es muß kaltes Wasser dazu. Wir messen mit dem Badethermometer. Erst bei 31Grad C ist es mir angenehm. Mein Mann kann nicht glauben, daß ich so kühles Wasser als warm empfinde.

Auf einmal geht es ganz flott. Schon fordert mich die Hebamme auf, mein Kind mit der Hand zu fühlen. Tatsächlich - da ist das Köpfchen schon, ganz voller Haare. Noch zwei kräftige Wehen und unser Baby rutscht aus mir hinaus, direkt ins Wasser hinein. Ich nehme es auf und bin glücklich, daß Steffen endlich da ist. Er schaut mich auch gleich mit großen Augen an. Seine beiden Brüder und die Großeltern kommen herein, um das neue Familienmitglied andächtig zu bewundern.

Erst jetzt nehme ich wahr, daß es inzwischen dunkel geworden ist. Drei Stunden sind vergangen. Nur der Schein einer Kerze erhellt das Badezimmer. Eine warme, gemütliche Atmosphäre umfängt uns. Sie paßt gut zu unserer ruhigen Freude über die Ankunft unseres dritten Sohnes.

Nachdem auch die Placenta geboren ist, steige ich mit dem Baby im Arm aus dem Wasser. Jetzt legen wir uns erst einmal ins Bett und beschnuppern einander ausgiebig. Wie toll mein Söhnchen riecht! Das Fest der Geburt ist eine beglückende Erfahrung für uns alle geworden. Sollten wir noch ein Kind bekommen, so wird es auch im Kreise der Familie im Wasser geboren werden - das ist sicher!

Erlebnis Wassergeburt, vgs-Verlag


Melindas sanfte Geburt

Als Stillgruppenleiterin lerne ich viele Frauen kennen. Da beschert mir das Schicksal eines Tages eine Hebamme, die unsere Zusammenarbeit in der Stillberatung besprechen will. Welch ein Zusammentreffen! Denn wir erwarten gerade unser drittes Kind. Eigentlich hatten wir schon nach der ersten Geburt im Krankenhaus den Entschluß gefaßt, das nächste Baby zu Hause zu bekommen. Aber wir fanden in der zweiten Schwangerschaft einfach keine freipraktizierende Hebamme und mußten deshalb wieder im Krankenhaus entbinden. Und jetzt kommt mir die Hebamme ins Haus geschneit und berichtet begeistert von der Sanftheit der Wassergeburt und ihren guten Stillvoraussetzungen. Sofort melden wir uns an und vereinbaren regelmäßige Vorsorge-Termine mit ihr. Ich berichte von meinen eigenen Erfahrungen mit Wasser unter der Geburt. Bei beiden Geburten konnte ich die Wehen in der Badewanne besser veratmen als außerhalb vom Wasser. Wenn die Wehen dann am schlimmsten wurden und ich an dem Punkt der Verzagtheit angelangt war, mußte ich jedesmal aus der Wanne steigen und aufs Kreisbett klettern. Ich fühlte beide Male ganz deutlich, daß das Wasser gerade in der Übergangsphase am hilfreichsten sein würde. Das Pressen in der Rückenlage und den Dammschnitt hatte ich in besonders schlechter Erinnerung. Deshalb war für uns sofort klar, daß wir diesmal eine Wassergeburt wagen würden.

Nun saßen wir in der Badewanne und veratmeten die Wehen gemeinsam. Mein Mann saß hinter mir, so daß ich mich bei ihm anlehnen konnte, wenn ich mich entspannte. Unser Sohn schlief und die Tochter spielte mit einem Freund im Wohnzimmer. Die Wehen waren sanft und trotzdem effektiv. Ich hatte im Wasser ein gutes Körpergefühl und konnte spüren, wie der Muttermund langsam aufging. Die Hebamme verließ sich auf mein Urteil. Sie war offenbar überzeugt, daß es gut voranginge. Ein beruhigendes Gefühl! Die Wehenphase dauerte etwas länger als bei den ersten beiden Kindern. Dafür waren sie gut zu verarbeiten und ließen mir genügend Pausen zum Erholen. Indische Musik, Kerzenlicht und die Hände meines Mannes halfen mir, loszulassen.

Die Übergangsphase bestand dann aus einer einzigen Wehe. Diesmal blieb nicht einmal Zeit, um Gedanken der Entmutigung oder Verzagtheit überhaupt entstehen zu lassen. Mit der nächsten Wehe spürte ich schon, wie der Kopf des Babys herausdrängte. Ich schob einmal leicht mit, und das ganze Kind kam heraus. Das unangenehme Pressen blieb mir erspart. Wir hoben unser Baby gemeinsam aus dem Wasser und legten es auf meine Brust. Mein Mann umarmte uns beide und war überglücklich. So hautnah hatte er bisher nicht dabei sein dürfen. Unsere Partnerschaft hatte ihren Höhepunkt in einer friedlichen, sanften Entbindung. Was für eine glückliche Erfahrung!

Wie gerufen stand plötzlich unsere Tochter in der Tür und wollte das neue Baby begrüßen. Stolz ging sie dann zum Bäcker und holte für alle Brötchen zum Frühstück. Natürlich wurde dieser Gang heute etwas ausgedehnter als sonst, denn jeder im Ort mußte ja erfahren, daß ihre kleine Schwester nun endlich "herausgeschwommen" war. Eine nicht alltägliche Geburt!

Erlebnis Wassergeburt, vgs-Verlag


Geburt eines Vaters

Als meine Frau das erste Mal von einer Wassergeburt im eigenen Heim sprach, hielt ich das für eine Schwangeren-Laune. Was hatte sie nun schon wieder gelesen? Aber sie beharrte auf dieser Idee und so gingen wir gemeinsam zum Geburtsvorbereitungskurs. Als Mediziner eines anderen Faches hörte ich mich auch in der Geburtshilfe um. Immer wieder wurde ich von Kollegen gewarnt, die Hausgeburt sei gefährlich und bei einer Wassergeburt könne ein Baby sogar ertrinken! Die Hebamme gab uns Literatur und Videofilme, die von Wassergeburten bei ihr, in Geburtshäusern und anderen Ländern berichteten. Wir konnten mit eigenen Augen sehen, daß ein Neugeborenes eine Wassergeburt sehr gut überlebt, ja sogar Vorteile für die weitere Entwicklung daraus ziehen konnte. Die Geburten sahen immer sehr persönlich und sanft aus. So entschieden wir uns für eine Entbindung in unserer eigenen Badewanne.

Die Geburt selbst war eine wunderbare Erfahrung. Wir würden heute wieder die gleiche Entscheidung treffen. Ich saß bei meiner Frau in der Badewanne und erlebte die Geburt so nah wie sie selbst. Ja, ich sah sogar viel mehr als sie, denn sie war mit jeder Faser beschäftigt. Es war einfach ein überwältigender Augenblick, als unsere Tochter Carmen herausgeschwommen kam. Sie war von Anfang an aufmerksam und interessiert an ihrer neuen Umgebung. Es war so leicht, Kontakt mit ihr aufzunehmen! Endlich, nach neun langen Monaten, die sie für mich hinter der Bauchwand meiner Frau verborgen geblieben war, konnte ich sie in den Arm nehmen. Ich glaube, ich hatte bisher kein bewegenderes Erlebnis in meinem Leben!

Ich wußte von einigen Vätern, daß sie sich im Kreissaal bei der Geburt recht hilflos gefühlt hatten. Für mich gab es dieses Gefühl während der ganzen Entbindung nicht. Wir arbeiteten gut zusammen, alle drei, meine Frau, das Baby und ich. Die Hebamme begleitete uns, alles verlief ruhig und entspannt. Wir selbst hatten uns diese Aufgabe einer Geburt gesetzt, und wir selbst führten sie auch aus. Die Kraft, die uns dabei zugewachsen ist, trägt unsere neue Familie wie auf Wolken. Wassergeburt ist eine Geburtsform, die Raum für die persönliche Entwicklung aller Beteiligten schafft. Für uns ist sie die sichserste und sanfteste Methode, die wir wählen konnten.

Erlebnis Wassergeburt, vgs-Verlag


Warum nicht gleich so? (Ein Vater erlebt die Haus-/Wassergeburt)

Nach drei Klinikgeburten, die nicht gerade harmonisch verlaufen waren, entschloß sich meine Frau, es diesmal mit einer Hausgeburt zu probieren. Ich war zunächst etwas reserviert, durfte dann aber erleben, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Später, nach unserer Hausgeburt, habe ich mich sogar gefragt, warum wir bei den ersten drei Geburten nicht auch schon diesen Weg gewählt hatten! Um jungen Paaren für ihre Entscheidung über den Geburtsort ein paar Denkanstöße weiterzugeben, schreibe ich diese Zeilen. Ich hätte mir nämlich gewünscht, einen solchen Erfahrungsbericht in den Händen gehabt zu haben.

Unsere ersten drei Geburten...

Vor der ersten Geburt hatten wir uns gut vorbereitet, so das übliche: Schwangerschaftskurs, Kreißsaalführung und natürlich eine intensive ärztliche Betreuung durch den Gynäkologen. Eigentlich war alles bestens. Als dann in der Nacht die Fruchtblase platzte, fuhren wir schnurstracks in die KLinik. Leider erwischten wir nicht gerade einen idealen Zeitpunkt. – Eine völlig genervte Ärztin und eine nicht minder belastete Hebamme begrüßten uns mit verdrehten Augen. Wir hatten sofort ein schlechtes Gewissen, ihre Nachtruhe gestört zu haben. Besonders wichtig war dem Personal unsere Krankenhausanmeldung, ohne die wir keine Strichcodes bekämen und eine Geburt unmöglich wäre. Ich mußte also meine Frau, die inzwischen heftige Wehen hatte, allein lassen. Kaum war ich wieder da, war Biggi, meine Frau, bereits rasiert, hatte ein Klistier über sich ergehen lassen müssen. Nach den ersten Muttermundsuntersuchungen wurde uns auch schon eine Entspannungsspritze angeboten. Biggi war jetzt alles recht, was ihr irgendwie die Schmerzen erleichtern würde. Nur hatten die besagten Mittel nicht die gewünschte Wirkung. Die Geburt ging nicht recht vorwärts.

Es folgten weitere manuelle Beurteilungen des Muttermundes. Wir hatten den Eindruck, daß sich jede vorbeieilende Kraft davon überzeugen mußte, daß sich noch nichts getan habe. Nun wurde uns, für mein Gefühl zu bald, die PDA angeboten. Ich hatte über die Rückenmarksbetäubung gelesen und wußte, daß sie nicht ohne Risiko für Mutter und Kind ist. Doch ich sah den Zustand von Biggi. Ihre Schmerzen waren nicht mehr erträglich. Sie lag inzwischen auf dem Kreißsaalbett.

Natürlich wollte sie eine PDA. Und zwar so schnell wie möglich. Sie hing mittlerweile schon längst am Wehentropf. Das Anaesthesie-Team, das die PDA legen sollte, versammelte sich am Fußende der Schwangeren und schaute auf den Ort des Geschehens. Von einer gewissen Scham habe ich dabei nichts bemerkt. Biggi war zunächst mit der PDA geholfen. Die Schmerzen wurden nun erträglich. Allerdings ließen dafür die Wehen nach. Der Wehentropf wurde schneller gestellt. Da sackte der Kreislauf ab... Ein neus Medikament jagte ihn wieder hoch. Das Baby kam am Ende mit Mühe und Pressen heraus. Jemand stemmte seine Ellbogen in den Bauch meiner Frau, die Hebamme zog ordentlich am Kopf unseres Baby´s. Der Damm, den die Hebamme vorher mit schmerzhaften Kreisbewegungen zu dehnen versucht hatte, mußte nun auch geschnitten werden. Ich stand hilflos und schockiert neben dem Bett.

Natürlich freuten wir uns ganz toll über das Baby und glaubten, dieser Geburtsablauf sei nicht zu vermeiden gewesen. Wie selbstverständlich wurde uns das Baby nach der Geburt weggenommen. Aber wir sollten es ja bald wiederbekommen. Nun ging´s aus dem Kreißsaal hinaus auf die Station. Wir wollten natürlich "Rooming-In". Das war aber nicht so leicht durchzusetzen. Besonders ich, der ich dann die beiden am Abend verlassen mußte, bekam keine Gelegenheit, meine Hemmungen, ein so kleines Baby zu berühren, abzubauen. Ich fühlte mich wie zu Besuch.... Später erzählte mit Biggi, daß es ihr ähnlich ergangen sei.

Die Kinderschwester hatte die Aufsicht über unser Baby. Sie achtete strikt darauf, daß es genug getrunken hatte. Die Hygiene im Kinderzimmer mußte eingehalten werden. Da unser Sohn nach dieser Streßgeburt erhöhte Bilirubinwerte hatte, (zur Feststellung dessen wurde er in den ersten Tagen 15mal in die Ferse gestochen!) mußte er unter die UV-Lampe. Für seine Mutter brach eine Welt zusammen. Als in diesem Tag in die Klinik kam, stand Biggi weinend vor dem Kinderzimmerfenster. Aber man kennt das ja, - die üblichen Wochenbettdepressionen....?

Unsere nächsten beiden Geburten

Eigentlich hatten wir nicht viel dazu gelernt. Wir gingen auch noch für die beiden nächsten Geburten in dasselbe Krankenhaus. Und wir erwischten auch mal bessere Tage. Die Hektik vom ersten Mal blieb uns erspart. Und dennoch blieb der Ablauf immer der gleiche. Die Wehen setzten hammerartig ein. Das Personal war hilflos angesichts der Schmerzen. Was ich jedesmal gleich empfand, und was mich immer beschämte war, daß Biggi sich in ihrer Not an das Personal klammerte. Ich hatte das Gefühl, daß die Hebammen ihr Vertrauen gar nicht verdient hatten.

Immer kamen wir an den Punkt, an dem die Geburt scheinbar nicht weiterging. Und immer gab es dann die PDA. Natürlich ließen wir uns auf der Wochenstation nicht mehr alles gefallen. Wir konnten uns jetzt einfach besser durchsetzen. Und bei unserem dritten Kind waren inzwischen die Grenzwerte, bei denen Neugeborene wegen der Gelbsucht bestrahlt werden mußten, herabgesetzt worden. So blieb uns und dem Baby die tränenreiche Trennung erspart. Auch die Wochenbettdepressionen waren fast weg.

Und nun meldete sich unser viertes Kind an...

Diesmal wollten wir einen anderen Weg gehen. Meiner Frau schwebte schon lange eine Hausgeburt vor. Von den bisherigen Erfahrungen verunsichert, bremste ich sie nicht, bestätigte sie aber auch nicht. Was tun, wenn der Geburtsverlauf wieder so schleppend wäre? Eine PDA stünde uns zu Hause nicht zur Verfügung. Davor hatte ich Angst. Wie könnte man eine solche Situation beherrschen? Und vor allem, mit wem?

Doch alle meine Fragen lösten sich bei einem VHS-Vortrag über die Wassergeburt in Luft,oder besser, im Wasser auf. Wir schöpften schnell Vertrauen zu der vortragenden Hebamme. Meine Frau fragte sie umgehend, ob wir nicht mit ihrer Hilfe unser viertes Kind zur Welt bringen könnten. Sie lud uns zum "Forum für Haus- und Wassergeburtsfrauen" ein. Diese wöchentlichen Treffen waren sehr segensreich für meine Frau und erleichterten auch der Hebamme die Vertrauensbildung. Dann folgten die ersten Hausbesuche der Hebamme, die damit das Umfeld der Geburt kennenlernen will. Erstaunt hat mich die sorgfältige Anamnese, die eine Hebamme durchführt. Kein Arzt ist bisher so individuell auf uns eingegangen. Ohne beängstigende Äußerungen wurde die Schilddrüse als auffällig angesehen und wir an den entsprechenden Facharzt verwiesen.

Die Betreuung der Hebamme kann als ganzheitlich angesehen werden. Ob das Verhältnis zwischen den Eltern und der Hebamme immer so freundschaftlich ist wie zwischen uns, kann ich natürlich nicht wissen. Aber unser Zusammentreffen war ein Glücksfall für uns! Wir bekamen bereits vor der Geburt vielfältige Hilfe. Eine schwere Grippe, die Biggi ereilt hatte, heilte mit Hilfe von Homöopathie schnell.

Neben der Hebammenvorsorge nahm Biggi die normalen Untersuchungen beim Gynäkologen wahr. Allerdings baute sich bei uns eine gewisse Skepsis über den Sinn und Unsinn dieser Termine auf. Zu oft wurden ein Ultraschall, Abstrich oder die unangenehmen Muttermundsdehnungen gemacht. Vielleicht lag die Häufigkeit an meiner Privvatversicherung. Die Kosten für diese Untersuchungen waren jedenfalls enorm. Und das bei einer "Traumschwangerschaft", wie der Arzt immer wieder betonte! Ich habe mich oft gefragt, warum sich Frauen das alles so selbstverständlich gefallen lassen.

Unser Baby ließ auf sich warten. Wir waren schon längst über dem errechneten Termin. Biggi hatte sich für eine Wassergeburt entschieden. Die technischen Vorbereitungen dazu hielten sich in Grenzen. In unserem Fall diente ein größeres Kinderplanschbecken als Gebärwanne, dazu ein Warmwasseranschluß und ein weiterer Schlauch zum Ablassen des Wassers.

Frühmorgens, kurz nach vier Uhr ging´s endlich los. Wir hatten die Geburt schon lange herbeigesehnt. Unsere Kinder schliefen noch. Die Hebamme benachrichtigten wir um fünf Uhr, als wir sicher waren, daß die Wehen bleiben würden. Während ich noch damit beschäftigt war, das Bad einzulassen, kam unsere Mutter, um die Kinder zu versorgen. Als die Hebamme eintraf, verbreitete sich eine ruhige, erwartungsvolle Atmosphäre. Ich fühlte, wie die Hebamme meine Frau mit Adleraugen überwachte. In dieser Phase bestand ihr hauptsächliches Wirken darin, Biggi zu bestätigen und ihr ab und zu mal kleine Tips zu geben. Ansonsten ließ sie uns einfach gewähren. Wieder überfielen uns die nun schon bekannten Wehen. Aber ich hatte den Eindruck, daß diese im Wasser besser zu verarbeiten waren. Die Geburt nahm ihren Lauf. Ab und zu wurde mit dem CTG kontrolliert, ob es dem Baby gut ging.

Auch diesmal kam meine Frau wieder an den kritischen Punkt, an dem sie glaubte, es ginge nicht weiter. Und keine PDA in Aussicht! Aber mit wenigen homöopathischen ließ sich auch diese Krise überwinden. Ich merkte, daß Biggis Wehenlaute sich veränderten. Die Geburt war bereits in der Endphase-. Die Hebamme zeigte mir, wo ich am besten helfen konnte. Mein Platz war nicht, wie früher im Krankenhaus, am Kopfende, sondern das Baby erwartend vor meiner Frau.

Die letzte Geburtsphase wird ein unvergessliches Erlebnis für uns beide bleiben! Zu sehen, wie sich der Kopf des Baby´s ganz allmählich herausarbeitete und wie die Mutter ihn schon tastete, um das Baby im nächsten Augenblick in Empfang zu nehmen, war wie ein Wunder! Ohne viel zu überlegen, streichelte auch ich unser Kind, sobald es ganz geboren war und noch im Wasser schwamm.

In aller Ruhe nahm Biggi das wache, aber ruhige Baby aus dem Wasser heraus und legte es an die Brust. Sie schien in diesem Moment die meisten Schmerzen schon wieder vergessen zu haben. Die Hebamme beobachtete, ob Mutter und Kind miteinander harmonierten. Der weitere Verlauf wie Nachgeburt und Abnabeln, war ein selbstverständlicher, natürlicher Vorgang, der mich als Mann in keiner Weise schockiert hat. Die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wurde, ließ keinen Platz für Schrecken und Ekel. Die Geburt erschien mir so unspektakulär und das Natürlichste auf der Welt zu sein.

Später haben wir erst einmal ausgiebig in unserem Ehebett gefrühstückt. Das Baby lag bei uns. Es war einfach eine frohe und vertraute Atmosphäre. Die heftigen Nachwehen waren durch diese Ablenkung gut auszuhalten. – Doch mit diesem Tag war die Hilfe, die wir durch unsere Hebamme erfahren haben, nicht zu Ende. Sie fing eigentlich erst richtig an! Ich konnte es einrichten, daß ich die nächsten Tage zu Hause war. Unsere Hebamme besuchte uns täglich. Wir erlebten, wie wertvoll die Hilfe einer "weisen Frau" einer anderen sein kann. Wir sind beide noch heute für die vielen Tips, Anregungen und Aufmunterungen dankbar.

 Man kann anderen Eltern gar nicht eindringlich genug schildern, was es heißt, wenn ein Baby nicht nach Hause geholt werden muß, sondern schon von Anfang an zu Hause ist. Natürlich wissen wir nicht, ob unser viertes Kind nun durch die Wasser-/Hausgeburt so viel ruhiger und ausgeglichener als seine drei Geschwister ist. Aber wir sind überzeugt, daß die ruhige, sanfte Geburt in einer vertrauten Umgebung auch für das Baby spürbar gewesen ist. Viele Dinge sehen wir seither in einem anderen Licht und sind kritischer geworden. Wir glauben, daß Eltern für ihr Geburtserlebnis auch ruhig etwas anspruchsvoller sein dürfen. Anspruchsvoller hieße, echte Hilfe neben dem Fachwissen einer Hebamme einholen. Und anspruchsvoller hieße für uns auch, nicht künstlichen Streß durch unnötige Arzttermine zu verursachen.

In den Wochen nach unserer Familiengeburt mußten wir feststellen, daß die meisten Menschen, denen wir von ihr erzählten, sehr skeptisch reagierten. Besonders ausgeprägt war diese Skepsis bei den Ärzten. Woher kommt diese Reaktion? Bei den Eltern ist die Ursache meistens, wie bei mir selbst auch, eine unterschwellige Angst vor der Geburt nach eigenen unangenehmen Erfahrungen früherer Krankenhausgeburten. Wir haben erfahren, daß es auch anders geht!

Ulrich Regeisz-Siegerist, Mühlacker

Fortsetzung: Presseartikel Wassergeburt


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